Im letzten Beitrag habe ich darüber geschrieben, dass ich dabei war, zum ersten Mal seit einer Ewigkeit ohne meinen Laptop zu verreisen. Ich habe es durchgezogen, obwohl ich Sorge hatte, mich könnte genau dann die Muse küssen, wenn ich das Manuskript nicht dabei habe. Was soll ich sagen?

 

Tatsächlich hatte ich von einer Szene weiter hinten im Buch ausgerechnet während einer langen Autofahrt plötzlich eine sehr genaue Vorstellung. Einerseits ist das gut, weil ich nun weiß, worauf die Geschichte hinausläuft. Aber diese Szene, die ist – wie soll ich sagen? – sehr emotional. Ich habe sie intensiv durchlebt, ohne die Möglichkeit zu haben, sie sofort festzuhalten. (Selbst wenn ich Papier und Bleistift zur Hand gehabt hätte, wäre es im Auto unmöglich gewesen, sie aufzuschreiben.)

Inzwischen hat mich der Alltag wieder, aber der ist derzeit nicht ganz alltäglich, weil ich einige außerplanmäßige Dinge erledigen muss. Das bedeutet, dass ich erst wieder einen Zeitpunkt finden muss, um mich in Ruhe hinzusetzen und zu versuchen, die Erinnerung an die Szene hervorzuholen. Ich kann die Bilder aufrufen, ich spüre den Nachklang der Emotionen. Allerdings weiß ich nicht, ob ich sie annähernd so zu Papier bringen kann, wie ich sie durchlebt habe.

Das ist etwas, das ich als Autorin immer sehr frustrierend finde. Wenn es passiert, dass ich eine Szene plötzlich in blühenden Farben vor mir habe, die Stimmung fühle, die Dialoge höre, dann hätte ich gern eine Maschine, die ich einfach an meinen Kopf anschließen kann, damit sie alles aufzeichnet. Oder ein Denkarium, auf das ich die Erinnerung übertragen kann, um sie exakt niederschreiben zu können. Was ich gar nicht kann, das ist diktieren (schon gar nicht, wenn ich gerade mit meiner Familie im Auto sitze). Ich kenne einige Kolleginnen, die auf diese Möglichkeit zurückgreifen, und beneide sie darum, dass diese Technik für sie funktioniert.

Mir bleibt nichts anderes übrig, als genügend Ruhe zu finden, um mich so gut wie möglich an das zu erinnern, was meine Protagonisten in der Szene erlebt, gesagt und gefühlt haben. Wenn ich anfange, es niederzuschreiben, wird es nie ganz genau so, wie es sich beim ersten Mal in meinem Kopf abgespielt hat.

Hoffentlich wird es trotzdem gut.

 

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